Beschreibung
Was passiert, wenn ein Primärwald in Wirtschaftswald umgewandelt wird?
Eine Eigenart von Urwäldern in der Gleichgewichtsphase ist, dass sie im Hinblick auf den Kohlenstoffhaushalt neutral sind, da sich in ihnen Auf- und Abbauvorgänge in etwa die Waage halten. Außerdem ist ihre Produktionsleistung wegen des hohen Alters geringer als die von Wirtschaftswäldern, die sich in der Aufbauphase befinden. Deshalb wird immer wieder die Frage gestellt, ob es nicht mit Blick auf eine Verbesserung der C-Bilanz günstiger ist, „unproduktive“ Naturwälder in hoch produktive Wirtschaftswälder umzuwandeln. Während in Urwäldern das Holz ungenutzt verrottet, kann bei Bewirtschaftung ein großer Teil des produzierten Holzes zu Produkten verarbeitet werden, in denen der im Holz gebundene Kohlenstoff für deren Lebensdauer weiterhin gebunden bleibt. Zusätzlich kann Holz dazu genutzt werden, fossile Ressourcen direkt oder indirekt zu substituieren und damit die Emission fossilen Kohlenstoffs in die Atmosphäre zu vermeiden.
Vor diesem Hintergrund werden in dem vorliegenden Buch die Ergebnisse einer Modellstudie zu den CO2-ökologischen Auswirkungen der Überführung eines Primärwaldes in Wirtschaftswald am Beispiel eines Lenga- (Nothofagus pumilio) Primärwaldes auf Feuerland eingehend dargestellt. Im ersten Teil des Buches werden die Methoden und Ergebnisse der C-Vorratsermittlung in den verschiedenen Kompartimenten des untersuchten Primärwaldes vorgestellt und diskutiert. Sie geben einen hervorragenden Einblick in die Struktur des C-Haushaltes in Urwäldern.
Die Auswirkungen einer Primärwaldüberführung unter Berücksichtigung fossiler
Emissionsreduktionen durch Material- und Energiesubstitutionseffekte bei forstlicher Nutzung, sind Gegenstand des zweiten Teils der Studie. Mit Hilfe eines Modells wurden für zwei verschiedene Szenarien (mit und ohne energetische Holznutzung) die Veränderungen der C-Vorräte in den einzelnen Speicherkomponenten nach Überführung über einen Zeitraum von 190 Jahren simuliert. Die Befunde belegen zum einen die große Bedeutung des Schutzes und Erhalts von Primärwäldern als C-Speicher. Zum anderen zeigen sie eindrucksvoll auf, welches enorme CO2-Minderungspotential bei konsequenter Substitution fossiler Energieträger durch nachhaltig erzeugtes Holz aus bewirtschafteten Wäldern erschlossen werden kann.