Beschreibung
Begriffe, Methoden, Ergebnisse, Konsequenzen
Reprint d. 2. Aufl. 1976
Dieses Buch ist zwar vorwiegend aus der Arbeit mit Studenten (insbesondere Forststudenten) entstanden. Es ist aber durchaus nicht nur für Studenten geschrieben, sondern soll darüber hinaus auch einen nicht zu kleinen Teil der Jägerschaft ansprechen und auch für sonstwie an unseren Wildtieren Interessierte verständlich sein. Es ist nicht unbedingt eine Darstellung der Grundlagen der Wildökologie geworden – die erweitern sich ständig, auch um neue Schwerpunkte, so derzeit insbesondere auf dem Gebiet der Wildtierernährung (vgl. Eisfeld, Moen, Onderscheka), der Populationsgenetik (vgl. Bendell, Kleymann, Myers und Krebs, Redfield, Stern und Tigerstedt, Zwickel u.a.), der Computer-Simulation von populationsdynamischen Vorgängen und Tragfähigkeitsproblemen (z.B. Walters und Bunnell bzw. Gross, Preston) oder nicht zuletzt der Verhaltensökologie (Geist und Walther, Jarmann u.a.). Ich habe dieses Buch mehr als eine Einführung – oder auch Einübung – in ein ökologisches Denken gegenüber Wildtieren (und nicht nur den jagdbaren Arten) gedacht, was mir auch bei der Arbeit mit Studenten oder bei Vorträgen vor Jägern stets als besonders wesentlich erschien – wichtiger jedenfalls als die jeweiligen Zahlenangaben, Begriffe oder Methoden selbst. Denn da wildbiologische Forschung vielerorts überhaupt erst im Anlaufen ist und sich populationsökologische Befunde kaum je einfach übertragen oder verallgemeinern lassen (!), sind die Denkanstöße, die man aus dem hier Dargestellten gewinnen kann, m.E. viel wesentlicher als absolute Ergebniszahlen oder Direktiven für die Praxis, die irgendeine Untersuchung nun gerade ergeben haben mag. Auch wenn ‚die Wissenschaft (oder Wahrheit) von heute‘ nicht unbedingt ‚der Irrtum von morgen‘ (v. Uexküll) sein muß, so ist dieses Wissen doch allzuoft ‚morgen nur noch ein Spezialfall‘ (O. Koehler) oder bedarf doch der verschiedensten Korrekturen! Zu bedanken habe ich mich bei all denen, die mir bei der Fertigstellung des Buches geholfen haben. Das ist zunächst einmal die BLV Verlagsgesellschaft, welche seinerzeit meine Anregung zu solch einem Buch sofort interessiert aufgriff und sich dann auch dem fertigen Manuskript gegenüber sehr entgegenkommend verhalten hat. Eine sehr wesentliche Voraussetzung für mich selbst war mein seit 1970 bestehender Lehrauftrag für Wildökologie durch die Forstwissenschaftliche Fakultät der Universität Freiburg i. Br.: In dieses Buch sind weitgehend die in Vorlesungen, Exkursionen und Seminaren verarbeiteten Materialien, aber auch Gedanken und Erfahrungen aus dem Umgang mit Studenten, Forstleuten und Jägern eingegangen. Für eine weitgehende Befreiung von anderen Institutsaufgaben während der gut einjährigen Zeit des Zusammenschreibens danke ich Herrn Professor Dr. J.-P. Vité. Unmittelbar geholfen haben mir aus dem Forstzoologischen Institut dankenswerterweise Fräulein I. M. Ruland, Fräulein H. Zimmermann und Herr M. Hahn, nämlich beim Zeichnen der Abbildungs-Vorlagen und bei der Maschinenniederschrift des Manuskripts. Frau R. Hensle (Zoologisches Institut) war so nett, mich beim Korrekturlesen zu unterstützen. Schließlich waren noch eine ganz wesentliche Hilfe für mich die von einer ganzen Reihe von Kollegen mir zur Verfügung gestellten Unterlagen, Gutachten, Mitteilungen, vorläufigennur provisorischen oder erst im Druck befindlichen Manuskripte eigener Arbeiten u.ä., an welche ich sonst gar nicht, nur schwer oder erst später herangekommen wäre. Dafür möchte ich mich bedanken bei Frau A. Koehler, sowie den Herren Dr. F. Baum, Dr. A. B. Bubenik, Dr. W. Bützler, Dr. D. Eisfeld, Dr. H. Ellenberg, Prof. Dr. A. Festetics, Dr. P. Götz, cand. forest. J. Goldammmer und J. Henninger, Dr. D. R. Klein, Dipl. Forstwirt M. Kleymann, Dr. E. König, Dr. A. Krämer, Dr. R. Lühl, Prof. Dr. H.-U. Moosmeyer, Dr R. Moss, Dr. K. Onderscheka, Prof. Dr. H. Remmert, LFM K. Reulecke, Jagdreferent W. Sattler, Dr. W. Scherzinger, Dr. W. Schröder, Dr. G. Schürholz, Dr. G. Sperber, Revierf. J. Stein, Dipl. Forstwirt M. Tampe, Dr. J. R. Tester, Prof. Dr. J.-P. Vite, Prof. Dr. D. Vogellehner, OLFM F. Vorreyer, OFR J. Weitbrecht und Dr. K. Zeeb. Der Verfasser Vorwort zum Reprint Dies Buch ist seit langem vergriffen, und es gab immer wieder Nachfragen bezüglich einer Neuauflage. Auch findet diese „Wildökologie” von 1976 anscheinend immer noch Verwendung im Lehrbetrieb. Ich war mir aber nicht sicher, ob ich zum Reprint eines nicht nur vergriffenen, sondern vom verarbeiteten Material her gesehen auch veralteten Textes wirklich meine Zustimmung geben sollte. Denn eigentlich sitzen Hermann Ellenberg und ich schon seit einiger Zeit am Konzept eines neuen Wildökologie-Buches; bei dessen Gestaltung und Fertigstellung bremsen uns nur immer wieder vorrangigere Termine ein. Was spricht dann vielleicht doch für ein derartiges Reprint? Ich glaube, dass dies Buch unter anderem eine recht brauchbare Einführung in die mitteleuropäische Wildbiologie-Szene am Beginn ihres Selbständigwerdens bietet. Seit Erscheinen der „Wildökologie” sind über 20 Jahre vergangen. Während damals nur vergleichsweise wenig auf fundierte mitteleuropäische Forschungsergebnisse zurückgegriffen werden konnte, hat sich die diesbezügliche Situation doch erheblich weiter entwickelt und an internationale Standards aufgeschlossen, nicht zuletzt durch die Gründung neuer und eine Erweiterung der wenigen damals bereits bestehenden Wild-Institutionen in Mitteleuropa. Das Wissen über Rothirsch, Reh, Gemse, Wildschwein, Feldhase, Murmeltier, Fischotter, Fuchs, Auerhuhn, Rebhuhn, Stockente u.a.m. konnte für hier doch deutlich verbessert werden. Wenn man sich mit den in der „Wildökologie” ausführlicher behandelten Modellfällen in der wildökologischen Forschung der 60er und beginnenden 70er Jahre (bis 1973/74) vertraut gemacht hat, lohnt es sich allerdings, sich auch für deren weitere Entwicklung zu interessieren: für die Elche und Wölfe auf der Isle Royale, für die Auerhühner im Villinger Stadtwald und anderswo, für die Tollwut-Füchse, die alpinen Steinbock-Kolonien, die Räuber-Beute-Beziehungen im Ngorongoro und Huftierentwicklungen in der Serengeti, die Forschungen über Populationszyklen von Schneeschuhkaninchen und von Moorschneehühnern u.a.m. Diese haben die „Wahrheiten von damals“ nicht unbedingt „zum Irrtum von heute“, aber doch oft genug zum Spezialfall werden lassen (vgl. das Vorwort 1976), der dann mehr Erläuterungswert hat, als grundlegende Verallgemeinerungen zuzulassen. Gerade das erscheint mir aber ein wichtiges Aha-Erlebnis gegenüber ökologischer Forschung überhaupt und für das eigene ökologische Denken im Besonderen. Noch wichtiger wird es dann auch, sich für wesentliche Neuerungen methodischer und konzeptiver Art in der Wildtierforschung zu interessieren: So hat z.B. die Wildschadens-Debatte (durch Schalenwild im Wald) dank zweier Dissertationen am meinem Institut (Reimoser 1985; Volk 1997) eine neue bzw. differenziertere Sicht bekommen, was die prädisponierende Rolle der Forstwirtschaft betrifft. Überhaupt werden die verschiedenen Landnutzungspraktiken und Interessen immer mehr auch als Habitat(um)gestaltung wie als Störquelle begriffen. Damit erfordern sie eine stärkere Einbeziehung der verschiedenen „human dimensions” oder Öffentlichkeiten bei praktisch allen Problemen des Wildtiermanagements (Schutz – Kontrolle – Nutzung). Nicht zuletzt kommen gerade in Mitteleuropa – neben den altgedienten – neue Problemwildarten auf uns zu, etwa durch Einwanderung und die Zunahme und Ausbreitung von Grossraubtieren und Fischfresser-Arten. All das u.v.a.m. macht – gerade auch im Zusammenhang mit Schutzgebieten und Nationalparks – deutlich, dass „Wildökologie“ zwar ein wichtiges Hilfestellungs-Instrument sein kann, mit dieser allein aber die anstehenden Probleme nicht wirklich lösbar sind. An Stelle der behördlicher- wie fachlicherseits oft bevorzugten positivistischen und rationalen Ansätze werden partizipatorische Vorgangsweisen für ein adaptives Management der Wildtiere und Natur betreffenden Probleme und Interessenskonflikte immer wichtiger – was im letzten Satz in der „Wildökologie” vor 25 Jahren immerhin schon reklamiert wurde. Ich danke meinem neuen Verleger, Dr. Norbert Kessel, für sein Interesse an einem Reprint meines Oldtimers und hoffe, sein Optimismus findet eine Bestätigung durch einen entsprechenden Absatz.
Wien, im Juli 1999
Hartmut Gossow
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