Das Umfeld und Lebenswerk des Hans Carl von Carlowitz, Oberberghauptmann zu Freiberg (Thomasius, H.)

13,00  Preis inkl. MwSt.

Umfang: 66 S.

ISBN: 9783941300828

Format: 22×17 cm

ThomasiusCarlowitzLeseprobe

Beschreibung

1. Einleitung

Hans Carl von Carlowitz, Autor des gegenwärtig häufig zitierten, 1713 in Leipzig er­schienenen Buches Sylvicultura oeconomica, war bis gegen Ausgang des zwanzig­sten Jahr­hunderts in der breiten Öffentlich­keit wenig bekannt. Sein Buch besaß man an kameral­wiss­en­schaftlichen Fakultäten der deutschen Universitäten, es war in Adelshäu­sern, die über grö­ße­­ren Waldbe­sit­z verfügten, geläufig, sowie Bestandteil der Bibliotheken landes­herr­licher Forst­ver­waltungen und ihrer leitenden Beamten.
Auch in den forst­lichen Meisterschulen, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert ent­stan­den sind (Zanthier 1763 in Ilsenburg, Hartig 1786 in Hungen, Cotta 1795 in Zillbach und Bechstein 1795 in Waltershausen sowie 1801 in Dreißigacker), wird diese Schrift be­kannt gewesen sein, wohl aber mehr als Nachschlagwerk für den Lehrkörper zur Vorbereitun­g des Unterrichts für angewand­te Gebiete der Forstwirtschaft (Forstsaatgutwesen und Forst­pflanzenan­zucht, Baumartenwahl, Forst­nutzung, Forstöko­nomie). Als Lehr­buch der Schüler wird es wohl kaum gedient haben, denn es war teuer und wohl auch anspruchsvoll.
Mehr als 200 Jahre lang hat sich an dieser Situation wenig geändert. Das ergab sich einer­seits aus der Seltenheit und dem Umfang des Buches, andererseits aus der schwierigen Lesbar- und Verständlichkeit des in Frakturschrift gesetzten und in barockem Deutsch geschriebenen Werkes. Das änderte sich erst gegen Ausgang des 20. Jahrhunderts, nach Erscheinen des auch in der DDR publi­zierten Brundt­­land-Berichtes der Welt­kommission für Um­welt und Ent­wicklung 1988. Ein für alle Interessierten zugänglicher Reprint stand damals noch nicht zur Verfügung.
Der Verfasser hat während seiner nahezu dreißigjährigen Lehrtätigkeit an forst­wirt­­­­schaft­lichen Bildungsstätten nicht bloß mündlich auf den Inhalt und die historische Bedeutung dieses Buches hingewiesen, sondern durch Herumreichen der Erstaus­gabe versucht, das Inte­resse der Studenten zu wecken. Ein tiefer gehendes Studium war aber kaum möglich, weil diese Schrift nur einmal vorhanden, der Umfang groß und die Lesbarkeit schwierig war. Das hat sich inzwischen geändert.
Seit dem Erscheinen des Brundt­­land-Berichtes wurden von H. C. v. Carlowitz publiziert:
Reprints der Sylvicultura oecononimica als Ganzes, meist mit Kommentaren und biogra­phischen Ergänzungen versehen:
a) 2000, Reprint der 1713 im Verlag J. F. Braun in Leipzig erschienenen 1. Auflage, bearb. von K. Irmer u. A. Kießling, Bibliothek „Georgius Agricola“ der TU Bergakademie Freiberg, Nr. 135;
b) 2009, Reprint der 1732 im Verag J. F. Braun in Leipzig erschienenen 2. Auflage, Herausgegeben von B. Bendix, Verl. Kessel Remagen-Oberwinter 2011;
c) 2012, Reprint der 1713 im Verlag J. F. Braun in Leipzig erschienenen 1. Auflage, mit Einführung von J. Huss, u. F. v. Gadow, Verl. Kessel Remagen-Oberwinter;
d) 2013, Reprint der 1713 im Verlag J. F. Braun in Leipzig erschienenen 1. Auflage, mit Vorbemerkungen, einer Zusammenfassung und Weiterführung von J. Hamberger, Verl. oekom 2013;
e) 2013,Transkription der 1713 im Verlag J. F. Braun in Leipzig erschie­nenen 1. Auflage in das Deutsch der Gegenwart von H. Thomasius und B. Bendix und einer Biographie von B. Bendix, Verl. Kessel Remagen-Oberwinter.
Wissenschaftliche Publikationen aus der Sicht einschlägiger Fachgebiete wie Öko­lo­gie, Ökonomie und Sozialwissenchaften in zahlreichen Fachz­eit­schriften und -büchern, aus denen hervorgeht, wie weit die von der „forstlichen Nachhaltig­keit“ abge­leitete Theorie verantwortungsvoller Ressour­cen­wirtschaft ausgedehnt, verallgemeinert oder verwässert werden kann.
Trivialliteratur, die den Begriff „Nachhaltigkeit“ begierig aufgenommen, leicht­fertig an­gewandt und zu einem Modewort degradiert hat. In dieser Kategorie wird gegenwärtig fast alles, was länger brauchbar sein soll, als nachhaltig be­zeichnet. Dem zufolge wäre auch ein Werkzeugstiel aus Eschenholz nachhaltiger als einer aus Fichtenholz. Selbst saison­abhängige Mode­schöp­­­fungen und Schlagerkompositionen, die Teenager an­haltend begei­ster­n, preist man heute als „nachhaltig“ an. Man kann nicht ganz aus­schließen, dass derartige Redewendungen auch von Sprach­gelehrten gebilligt werden. Mit dem, was in der Forstwirtschaft als „nachhaltig“ ausgedrückt werden soll, hat das wahr­haftig nichts zu tun.
Darum ist es erforderlich, zwischen wissenschaftlich fundierter und trivialer Nachhal­tigkeit streng zu unterscheiden.
Zu großem Dank verpflichtet fühle ich mich Herrn Dr. habil Bernd Bendix für die Durchsicht meines Manuskriptes, Herrn Prof. Dr. Dr. h. c. Peter Schmidt, Lehrgebiet Landeskultur und Naturschutz, für Diskussionen über potenzielle Waldgesellschaften in Sachsen, Herrn Museumsdirektor Dr. Ulrich Thiel für die Bereitstellung einiger Fotografien aus dem Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg sowie meinem Sohn Hubertus Thomasius für seine Hilfe bei der Gestaltung von Grafiken und Tabellen.
Tharandt im September 2013

Harald Thomasius

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