Der Wald und die Forstwirtschaft in meinem Leben (Säglitz, J.)

24,00  Preis inkl. MwSt.

Leseprobe: SaeglitzLeseprobe

Umfang: 268 S.
ISBN: 978-3-945941-63-8
Preis: 24 Euro

Beschreibung

Prolog

Seit meinem 15. Lebensjahr und dem Beginn meiner Lehre zum Forstfacharbeiter war mein Weg mit dem Wald verbunden.
Ich lernte seine Bewirtschaftung kennen, so wie es die Klassiker der Forstwirtschaft, Heinrich Cotta in Tharandt und Wilhelm Pfeil in Eberswalde, seit Mitte des 19. Jahrhunderts gelehrt und tausenden Studenten vermittelt hatten.
Unter die tausende Studenten und Absolventen gliederte ich mich 1953 ein und begann mein Studium der Forstwirtschaft an der Fakultät für Forstwirtschaft Eberswalde der Humboldt-Universität Berlin.
Nach dem Studium folgten mehr als 60 Jahre nicht voraussehbare Berufstätigkeit auf allen Ebenen.
Wenn ich in der Runde ehemaliger Kollegen Geschichten aus meinen verschiedenen Tätigkeiten zum Besten gab, kam des Öfteren der Satz: „Schreib das auf, Jürgen!“. Nun bin ich ja nicht Egon Erwin Kisch und schon gar kein rasender Reporter. Trotzdem habe ich den Schritt gewagt und muss deshalb meine Leser bitten, den literarischen Unterschied wohlwollend zu übersehen.
Dennoch denke ich, dass meine Berichte und auch kleine Anekdoten aus der Arbeitswelt die Entwicklung auf dem Gebiet der Forstwirtschaft der DDR über einen langen Zeitraum authentisch beschreiben. Die Zeit nach der Wende gibt anhand meiner persönlichen Erfahrungen einen Einblick in Probleme und Schwierigkeiten, die viele Menschen der ehemaligen DDR in diesen bewegten Jahren zu bewältigen hatten. Ich selbst konnte meine Erfahrungen noch über mehrere Jahre als Sachverständiger einbringen. Dabei war es von großem Nutzen, dass ich nahezu alle Stufen der forstlichen Tätigkeit selbst durchlaufen habe und mich somit relativ kurzfristig auf sehr unterschiedliche Sachverhalte einstellen konnte.
Jetzt, nach dem fließenden Ausstieg aus dem Berufsleben will ich es versuchen, das Erlebte festzuhalten.
ln vielen Ländern, auch in Deutschland, wird der Wald hochgeschätzt. Der Hader beginnt bei der Rangigkeit seiner Funktionen. Es geht um die Nutz-, Schutz- und Erholungs­funktionen. Das Bundeswaldgesetz stellt diese Funktionen, ein bisschen ausführlicher, an die Spitze des Gesetzes. Es geht noch darüber hinaus und sagt, die Forstwirtschaft sei zu fördern. Dabei wird offensichtlich der Begriff Forstwirtschaft vom Gesetzgeber umfassender gesehen als nur die Nutzfunktion. So sagt es das Gesetz mit seinem vollen Titel „Gesetz zur Erhaltung des Waldes und zur Förderung der Forstwirtschaft“ in seiner Fassung vom 2. Mai 1975. Fünfundzwanzig Jahre arbeiteten Forstleute und Waldbesitzer in der alten Bundesrepublik nach dieser Fassung. Seit der Wiedervereinigung gelten die Regeln dieses Gesetzes auch für die neuen Bundesländer. Vorher geschah das dort ohne eigenes Wald- und Forstgesetz. Die Forstleute der DDR wollten ihr eigenes Wald- oder Forstgesetz, aber aus eigenem Erleben kann ich sagen, es wurde auf das Umweltgesetz verwiesen und argumentiert, die Forstwirtschaft ordnete sich dort ein.
Gesetz hin und her, wir arbeiteten einfach mit Hilfe unserer mittel- und langfristigen Entwicklungspläne und das gelang uns nicht schlecht. Nach einem Jahr meiner Bonner Tätigkeit nahm ich 1991 die Einschätzung meiner Bonner Kollegen zur Kenntnis, die Bundesrepublik hätte von der DDR eine ordnungsgemäß geführte Forstwirtschaft übernommen. Zu dieser Meinung kam man bei anderen Wirtschaftszweigen höchst selten oder gar nicht.
Was haben die Forstleute der DDR gemacht und wie haben sie es gemacht?
Mein Weg vom Forstfacharbeiterlehrling in den Nachkriegsanfängen 1947 zum letztendlich dienstältesten ministeriellen Forstmann und bei der Überführung der Forstwirtschaft der DDR in die Bundesrepublik in leitender Position, sammelte ich ein Arsenal von Problemen, aber auch von Episoden, das ich, auch als Verpflichtung gegenüber meinen ehemaligen Kollegen und Mitstreitern, festhalten will.
Geboren am 17. Juli 1932 in den letzten Monaten der Weimarer Republik kann wohl angenommen werden, dass ich kein aktiver Mitbürger eines Staates in seinen letzten Zügen war. Mit dem nationalsozialistischen Reich war das schon anders. Das waren zwölf prägende Jahre Kindheit.
Es folgten vier Jahre Nachkriegszeit unter sowjetischer Staatshoheit in einer staatenlosen Gesellschaft, oder war es ein halber Staat? Jedenfalls war es die Jugendzeit und die entscheidende Wende zum „Erwachsenwerden“. Dann folgten 40 bewusste und aktive Berufsjahre in Dienste der Forstwirtschaft der DDR. Vor dem Ende der ministeriellen Tätigkeit schlossen sich noch drei Jahre im Bonner Ministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten an. Anstelle des Ruhestandes folgten noch fast 20 Jahre als freiberuflicher bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Forst- und Jagdwesen.
Alles in allem sind es über 80 Jahre menschlichen Lebens in sehr unterschiedlichen Gesellschaftsformen und nahezu 70 Jahre Berufsleben in Wald und Feld.
Die anfangs mutige Absicht des Schreibens der Erlebnisgeschichten erwies sich als Wagemut. Es waren viele Helfer im täglichen Leben und beim Schreiben. Ganz vorn steht der Dank an meine 2014 verstorbene Frau, die mit Geduld und Verständnis mich begleitet hat. Mein Dank gilt auch meinen Kindern und meinem Enkel Michael, der als bestellter und vereidigter Sachverständiger in meine Fußstapfen getreten ist und auch die Endredaktion ausführte. Mehr als nur Begleiterin war Helga Kessler, die mehr als 30 Jahre als Verantwortliche für meine Auslandsdienstreisen und später als mein persönlicher Lektor, die Korrektur las.