Der Dauerwaldgedanke – Sein Sinn und seine Bedeutung (Möller, A.)

11,00  Preis inkl. MwSt.

Reprint der transkribierten Originalausgabe von 1922, mit einem Vorwort versehen von Prof. Dr. Klaus Höppner und einer Einleitung von Hans von der Goltz.

Umfang: 120 S.

ISBN: 978-3-945941-68-3

Leseprobe: MoellerDauerwaldLeseprobe

Beschreibung

Vorwort von Prof. Dr. Klaus Höppner, Eberswalde

Vor annähernd einhundert Jahren, im Jahre 1922, erschien das Buch „Der Dauerwaldgedanke, sein Sinn und seine Bedeutung“. Es war das letzte Werk von Alfred Möller, kurz vor seinem Tode. Damit leitete er als Begründer des „Dauerwaldgedankens“ eine neue Ära des Waldbaus ein, speziell für die Kiefernwirtschaft Norddeutschlands.
Es dürfte kaum einen Forstmann gegeben haben, der das forstliche Handeln und Denken stärker beeinflusst hätte. Seine Veröffentlichungen über die Dauerwaldwirtschaft lösten eine beispiellose Wirkung und Gegenwirkung in der Forstwirtschaft und Forstwissenschaft aus. Niemals wurde ein Forstmann so gefeiert wie Möller nach seinem Dauerwaldvortrag auf der Dessauer Versammlung des Deutschen Forstvereins 1922.
Möllers Lehre ging von der Vorstellung aus, dass der Wald, d.h. der Baumbestand mit seinem Boden, ein Organismus sei. Diese Vorstellung führte ihn zu der Forderung, dass die natürliche Entwicklung des Waldes durch die Wirtschaft möglichst wenig gestört werden dürfe und dass die „Stetigkeit des Waldwesens“ gewahrt bleiben müsse. Folgerichtig lehnte Möller daher den Kahlschlag ab, weil er das Waldwesen von Grund auf zerstöre. Kernsätze von Möller in diesem Zusammenhang sind:
Kahlschlagswirtschaft ist ein breiter, geebneter, bequemer Weg, und ihrer sind viele, die darauf wandeln.
Dauerwaldwirtschaft ist ein schmaler, steiniger, steiler, dornenreicher Pfad, und noch sind es wenige, die auf ihm sich mühen. Aber es winkt ihnen ein hohes Ziel, die nachhaltige Erhöhung der heimischen Holzerzeugung (Möller 1922, Reprintausgabe 2021, S.71).
Die Holznutzungen sollten so erfolgen, dass der Wald es „gar nicht merke“. Gleichgewichtszustand aller dem Wald zugehörigen Glieder, Gesundheit und Tätigkeit des Bodens, Mischbestockung, Ungleichaltrigkeit, überall genügender, intensiv zu pflegender Holzvorrat, dass sind die Bedingungen, die Möller für eine Wirtschaft im Dauerwaldsinne forderte.

Möller wurde in der Vergangenheit oftmals fehlinterpretiert und missverstanden. Das lag u.a. daran, dass er wegen seines frühen Todes nicht mehr selbst in die Diskussion um den Dauerwaldgedanken eingreifen konnte. Auf den Punkt bringt er seine Idee meines Erachtens mit folgendem Zitat aus dem Jahre 1921, ein Jahr vor seinem Tode:
Der Dauerwaldgedanke ist ein leitendes Prinzip für die wirtschaftlichen Maßnahmen der Betriebsführung, und seine sinngemäße Verfolgung wird unter den verschiedenen Verhältnissen zu Waldbildern führen, die ebenso grundverschieden voneinander sind, wie diejenigen, die heute vorliegen und von denen wir ausgehen.
Wer den tiefen Sinn dieses Gedankens erkennt, der hat auch Alfred Möller’s Dauerwaldgedanken verstanden, nämlich die Idee als anzustrebende Wirklichkeit, frei von jeglichem Dogma.
Für die forstliche Praxis ist letztendlich der betriebliche Erfolg der Dauerwaldwirtschaft entscheidend. Zahlreiche meist private Forstbetriebe wirtschaften bereits seit Generationen erfolgreich nach den Grundsätzen des Dauerwaldkonzeptes. Die Strategie der naturnahen Waldbewirtschaftung, der sich auch die Landesforstverwaltungen verpflichtet fühlen, erweist sich als zukunftsträchtig, ökologisch und effektiv. Es ist daher der Bewertung von Hofmann (2010) zuzustimmen, der Möllers Dauerwaldkonzept als „Fahrrinne der ökologischen Waldwirtschaft in die Zukunft“ bezeichnete.
Das Werk von Alfred Möller ist heute so aktuell wie vor einhundert Jahren. Möller hat den nachfolgenden Generationen den Blick auf die Ganzheit des Waldes in allen seinen Beziehungen zur Umwelt und seiner Organismenwelt gelenkt, und er hat für die Waldbewirtschaftung mit seinem Dauerwaldmodell neue Wege in die Waldzukunft aufgezeigt und die Waldkunde wesentlich befördert.
Dank gebührt dem Verlag von Dr. Norbert Kessel, der diesen Nachdruck der Ausgabe von 1922 in sein Verlagsprogramm aufgenommen hat, gesetzt in eine moderne Schrift. Es bleibt zu wünschen, dass diese leserfreundliche Ausgabe möglichst viele Interessenten finden möge.

Klaus Höppner
Eberswalde im Mai 2021