Kleine Schriften der Naturforscherfamilie Brehm Teil II Alfred Edmund Brehm Band II/5 (M. Theuring-Kolbe)

19,00  Preis inkl. MwSt.

Format: 13×20 cm

Umfang: 442 S.

Leseprobe: Brehm_Teil2_Band_5_Leseprobe

Beschreibung

Vorwort zu Teil II / Band 5

In diesem Band sind Schriften von Alfred Brehm aus der Zeitrahmen von 1855 bis 1880 enthalten. Schriften aus einer sehr bewegten Zeit. Sie dokumentieren seine unermüdliche Schaffenskraft trotz aller Höhen und Tiefen in seinem Leben.
Alfred Brehm heiratete am 14. Mai 1861 seine Cousine Mathilde Reiz. Die Trauung wurde in der evangelischen Stadtkirche in Greiz vollzogen. Seine Frau Mathilde wurde ihm in den folgenden Jahren eine unersetzliche Hilfe bei der Durchführung seiner Forschungsreisen und der Aufarbeitung seiner schriftlichen Aufzeichnungen. Alfred informierte seine Frau ständig über alle Ereignisse während seiner Vortrags- und Forschungsreisen. Die Informationen an seine Frau schrieb Alfred Brehm auf Postkarten. Es waren stenographische Notizen, welche durch Mathilde wieder in Normalschrift gebracht und anschließend geordnet wurden.
In der Zeit von 1862 bis 1863 begab sich Alfred Brehm erneut auf eine Afrika-Reise. Er folgte einem Ruf des Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha, ihn auf einer Reise nach Abessinien zu begleiten. Abessinien bedeutet auf Deutsch „Kaiserreich Äthiopien“ und war einst eine Monarchie im Osten Afrikas. Es bestand auf dem Territorium der heutigen Staaten Äthiopien und Eritrea. Diese Monarchie bestand von etwa 980 v. Chr. bis 1974 – mit einer kurzen Unterbrechung während der Besatzungsherrschaft durch das faschistische Italien von 1936 bis 1941. Das Kaiserreich wurde nach einem Staatsstreich abgeschafft. Es wurde die Demokratische Volksrepublik Äthiopien ausgerufen und durch diese abgelöst. Es war zu seiner Zeit der älteste noch existierende Staat der Welt und die einzige afrikanische Nation, die sich erfolgreich der europäisch-kolonialen Eroberung Afrikas während des 19. Jahrhunderts widersetzte. Auf dieser Reise sollte Mathilde ihren Mann begleiten. Diese Reise des Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha war mehr eine höfische Vergnügungsreise statt eine Forschungsreise. Davon gibt uns Alfred Brehm in seinen beiden Aufsätzen „Kurzer Reisebericht“ und „Reisebericht“, welche in diesem Band abgedruckt sind, einen kleinen Einblick in den Ablauf der Reise. Obwohl diese Reise von ihrem eigentlichen Zweck stark abwich, konnte Brehm einige weitere Erkenntnisse über die Lebens- und Verhaltensweisen der afrikanischen Wildtiere, vor allem des Großwildes, sammeln.
In der Zeit von 1863 bis 1866 war Alfred Brehm Direktor des 1863 eröffneten Zoologischen Gartens in Hamburg. Er wurde jedoch bereits ein Jahr vor der Eröffnung dieser Einrichtung zum Direktor berufen. Er entwickelte diesen Zoo zu einer Bil­dungsstätte für eine breite Öffentlichkeit. In der Zeit, in der als Direktor in Hamburg tätig war erschien auch die erste Auflage seines Hauptwerkes „Illustrirtes Thierleben“. Ende des Jahres 1866 kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen Alfred Brehm und dem Verwaltungsrat des Hamburger Zoos über die Öffentlichkeitsarbeit. Diese wurde seitens des Verwaltungsra­tes als unzureichend kritisiert. Die Auseinandersetzung führte zur Entlassung von Alfred Brehm.
Nach seiner Entlassung als Direktor zoologischen Gartens in Hamburg ging er nach Berlin. Dort entstand nach seinen Ideen ein Aquarium. Dieses befand sich Unter den Linden/Ecke Schadowstraße. Hier war er bis 1878 als Direktor tätig. Sein Konzept sah vor, dass dem Besucher auf einem 300 m langen Weg ein Querschnitt der gesamten Tierwelt zu Wasser, an Land und in der Luft präsentiert wurde. Die Präsentation der Tierwelt war nicht nur eine zur Schaustellung einer Ansammlung von Tieren. Die Tiere wurden in ihrer möglichst natürlichen Umgebung gezeigt.
Zwischenzeitlich wurde 1876 in Düsseldorf ein zoologischer Garten fertiggestellt. Dieser wurde vom Hofgärtner Heinrich Friedrich Hillebrecht und Alfred Brehm konzipiert.
In dieser Periode seiner Tätigkeit an verschiedenen zoologi­schen Einrichtungen war Brehms Leben weiterhin von zahlrei­chen Forschungsreisen geprägt. Reisen führten ihn 1871 nach Kroatien und 1874 in das Riesengebirge. Im Jahr 1875 reiste Alfred Brehm für Vorträge sowie zur Jagd durch Deutschland und Österreich. 1876 unternahm Brehm eine Reise nach Sibi­rien. Finanziert. wurde diese Reise durch den Bremer Verein für die Deutsche Nordpolfahrt. Otto Finsch, ein Freund von Alfred Brehm und damaliger Direktor des Naturkundemuseums in Bremen war der Leiter dieser Unternehmung. Sie wurden auf dieser Reise auch von Graf Karl von Waldburg-Zeil-Trauch­burg begleitet. Während die Reise in Barnaul Station machte, besuchte Brehm den Bergbauingenieur und Heimatforscher Stepan Guljajew, welcher ihm drei an Ob und Tschumysch ge­fundene Nashornschädel schenkte. Die Reise führte diese Gruppe bis in das chinesische Grenzgebiet am Dsung Alatau. Eine ausgebrochene Rentierseuche zwang die Forschungsrei­senden zur frühzeitigen Heimkehr.
Auch im privaten Leben waren diese Jahre im Leben von Alfred Brehm sehr bewegt. In Hamburg wurde im Jahre 1863 sein Sohn Horst geboren. 1864 folgte Tochter Thekla Elise und 1866 seine Tochter Leila Wanda. 1864 starb Alfred Brehms Va­ter der „Vogelpastor“ Christian Ludwig Brehm in Renthendorf. 1865 ließ seine Mutter Bertha ein neues Haus neben dem Pfarr­haus errichten und bezog es mit den geistig behinderten Söh­nen. 1870 wurde seine Tochter Frieda geboren. 1877 starb die Mutter von Alfred Brehm, Bertha Brehm, geborene Reiz.
Die folgenden Schriften sind Zeugnisse aus jener bewegten Zeit. Sie dokumentieren seine Zeit als Direktor der zoologischen Einrichtungen in Hamburg und Berlin sowie Abschnitte seiner Reisetätigkeit.
Arnstadt, im Januar 2023
Michael Theuring-Kolbe